Saturday, June 7, 2008

bastian [makes me] sick.

es gab sie früher, es gibt sie heute -- und es wird sie auch zukünftig in rauhen mengen geben. die rede ist von all diesen selbst ernannten "sprachhütern". das sind leute, die sich in ihrem präskriptivismus-wahn jammernd und seufzend an den duden klammern.
die deutsche sprache, so scheint's, ist eine titanic, die -- nicht nur, aber vor allem -- am anglizismen- und amerikanismen-eisblock zerschellt, sich mit undeutschen strukturen und wörtern füllt und darin untergeht.
der prominenteste sprachtyrann ist derzeit wohl bastian sick. leute wie er kennen nur "gut" oder "schlecht", "richtig" oder "falsch". da ist die rede von "gutem deutsch" und "guter grammatik", von "gutem stil" und "gutem sprachgefühl".
die seit jahren benutzten beispiele für den verfall der deutschen sprache lassen sich an einer hand abzählen; es sind immer dieselben. ganz oben auf der liste der gegeißelten und zu vermeidenden ausdrücke ist "macht sinn". sinn, meint herr sick, kann man nicht "machen". sinn, so lässt er die deutschen arrogant-oberlehrerhaft wissen, ergibt sich. ach? wie ergibt sich denn der sinn? aus sich selbst heraus? oder ergibt eine geschwindigkeitsbegrenzung sinn, so, wie zwei plus zwei vier ergibt? oder macht zwei plus zwei vier? oder ist zwei plus zwei vier? ich habe noch nie erlebt, dass sich jemand über eine formulierung wie "zwei plus zwei macht vier" aufgeregt hätte. vielleicht ein anglizismus? vielleicht ein amerikanismus? vielleicht einfach nur eine formulierung, die es schon seit langer zeit gibt? wie ist das denn mit der mathematik, herr sick? wenn "macht" und "ergibt" in mathematischen gleichungen austauschbar sind, wieso denn dann nicht in sinnfragen? dieser schwachsinn des "machens" im wortwörtlichen sinne ist eine nicht zu ende gedachte polemik, die der sprache einfach nicht standhält. so ist das eben mit wörtern. wörter haben nun einmal in vielen fällen auch eine metaphorische bedeutung, so klein sie auch sein mag.
und da der herr sick romanist ist -- also weder linguist noch anglist -- , wettert er, wo immer er kann, gegen angelsächsische ausdrücke. da liest man zum beispiel folgendes:


[...] aber das scheint vollkommen passé -- pardon, out zu sein.


na? gemerkt? nein? dann hier noch einmal mit hervorhebungen:


[...] aber das scheint vollkommen passé -- pardon, out zu sein.


jetzt? ja? aha!
ja, gegen französismen scheint der herr sick nichts zu haben. wie merkwürdig. man sollte doch annehmen, dass auch französische wörter, da undeutsch, eine gefahr für das deutsche darstellen. besonders, da sie ja aus einer sprachfamilie (der romanischen) stammen, die vom deutschen (germanisch) weiter entfernt ist als das englische, das derselben sprachfamilie angehört wie das deutsche.

dann wäre da noch dieses "vollkommen". hm! nein, lieber herr sick, "vollkommen" heißt "ohne fehler", "makellos". wenn irgendetwas vollkommen ist, dann höchstens gott, wenn man denn an ihn glauben mag. so, und jetzt formulieren wir einmal obige phrase so, dass sie mit einem einzigen "bösen" wort auskommt -- statt mit dreien:

[...] aber das scheint völlig vorbei -- verzeihung, out zu sein.

zum abschluss noch ein satz, den man völlig ohne gewissensbisse verwenden kann:

sorry, aber sprachtoleranz scheint vollkommen out zu sein.

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